Balance

Immer wieder fasziniert mich die zeichnerische und malerische Darstellung des Menschen. Dabei bilde ich nicht ab, vielmehr versuche ich, menschlichem Erleben und Empfinden Ausdruck zu verleihen. Ich will darstellen, wie Freude oder Lust, Schmerz oder Trauer sich in Gesten, Haltung und Bewegung ausdrücken. Die Balance von Gegensätzen, die unser Leben bestimmen, wie Bindung und Trennung, Glaube und Zweifel, Angst und Wagnis regen mich zum Zeichnen und Malen an.
Für mich ist das Zeichnen und Malen ein Prozess der Annäherung an das Subjekt und gleichzeitig ein Prozess der Abstraktion und Vertiefung. Zeichenkohle und Farbkreiden sowie ein Bildaufbau mit Tempera- und Ölfarben geben mir die Möglichkeit, zu suchen, zu gestalten und zu verändern.

Triade in Rot, Gelb, und Blau

Im weißen Bilduniversum all-umfassender Möglichkeiten stürzt Gelb. Eine Figur bricht um mit Gelb, dem Licht, aber auch im Zwiespalt, im Kontrast von gelber Helligkeit und schwarz-grauer Dunkelheit, sie verkörpert die Dramatik des Umbruchs. Zwei schmale Standpunkte, dazwischen der Ab-Grund in Weiß geben der Gestalt nur wenig Halt. Der labilen Situation erwächst der Aufbruch mit Rot - Rot bricht auf - ein mutiger Schritt, nach rechts aus dem Bild, hin zu neuem Anfang. Energie wird im Rot Bewegung, Feuerflamme und Lebensstrom.
Die tiefe Beugung des Umbruchs schließt Blau ein. Vage in wenig definierter Dimension erwächst dem Gebeugtsein die Sehnsucht. Sie hilft uns, die Tragik und Dramatik von Lebens-Brüchen zu ertragen und drängt fast unbemerkt zum Aufbruch. Im ruhig großen Bogen ist das sehnende Blau im Hintergrund das Verbindende. Es ist die Basis im Kontrast von Ruhe und Aktion, von Ferne und Nähe - das eigentlich Bewegende, die Göttin, verschleiert, die Perlen des Lebens bewahrend.
Das Thema "Umbrüche - Aufbrüche - Sehnsüchte" zum 60. Jahrestag der Gründung der Evangelischen Akademie Meißen gestalte ich figürlich-allegorisch mit dem Dreiklang Gelb, Rot und Blau.